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AVIVA-BERLIN.de im Oktober 2025 - 
Beitrag vom 24.01.2008      
		
     
                                 
                            
                            
Die Village-Pflegeetage
							Franziska Eva-Maria Steier
							Als europaweit erste Pflegeeinrichtung für Lesben und Schwule erfüllt die Pankower Heimverwaltung gemeinsam mit Village e.V. erstmalig eine in der lesbischschwulen Community seit Jahren gestellte...
                        
                                            ...Forderung nach einem eigenständigem Angebot für pflegebedürftige Lesben und Schwulen.
Auch wenn im Kampf um Gleichberechtigung und Toleranz von Homosexualität bisher große Erfolge erzielt wurden, blieb ein Thema dabei konsequent ausgespart: Was passiert, wenn Lesben und Schwule pflegebedürftig werden? Als diese Frage Mitte der neunziger Jahre gestellt wurde, lebten allein in Berlin über 1.350 Lesben und Schwule in vollstationären Pflegeeinrichtungen. (statistische Ermittlung: 5% von 27.000 Pflegeplätzen in Berlin/ Stand 2007)
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| © Marcel Steger | 
Grundsätzlich besteht in der SeniorInnen- und Altenarbeit eine weitgehende allgemeine Ausgrenzung von Sexualität. Folglich unterliegen erst recht Homosexualität und gleichgeschlechtliche Lebensentwürfe bis heute einem Tabu, was die Arbeit und Pflege dieser Personengruppe oftmals recht schwierig macht. Wie bei allen Menschen wird aber auch das Leben von Lesben und Schwulen nicht allein von Sexualität bestimmt, 
sondern vielmehr von den unterschiedlichsten Lebenserfahrungen: von Beziehungen, Freundschaften und Beruf, vom Auf und Ab des Lebens und – gerade am Lebensabend - vom Erzählen und Erinnern. Im Alter besteht das Leben zu einem großen Teil aus erinnernder Reflektion, was insbesondere den Lesben und Schwulen genommen wird, wenn sie 
Angst vor Unverständnis oder gar Diskriminierung haben (müssen).
Neben dem RuT-Rad und Tat e.V., der das Problem jährlich auf der 
bundesweiten Tagung "Lesben und Alter" angeht, hat es sich auch der gemeinnützige Berliner Verein Village e.V. zur Aufgabe gemacht, in der SeniorInnen- und Pflegearbeit etwas zu verändern. Eines seiner Ziele ist die Sensibilisierung der Öffentlichkeit, der Politik und der PflegerInnen selbst, ein anderes die Schaffung eines diskriminierungsfreien Raums – 
und das ist ihm nun ein Stück weit gelungen.
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| © Marcel Steger | 
In der neuen Village-Pflegeetage im Pflegezentrum Haus Asta Nielsen, die am 16.11.2007 eröffnet wurde, dürfen die BewohnerInnen Geschichten aus ihrem Leben erzählen. Hier wundert sich niemand, wenn ein Mann einen Mann und eine Frau eine Frau liebt oder geliebt hat. Niemand muss sich verstecken, weil männerliebend, frauenliebend, lesbisch oder schwul zu sein für alle ganz selbstverständlich ist. So ist für PflegerInnen wie für BewohnerInnen eine 
optimale Pflege möglich , 
frei von Missverständnissen und möglichen Formen von Diskriminierung. Offenheit und ein sensibles, unverkrampftes Aufeinandereingehen kosten nicht viel, gewinnen aber in einer schwierigen Lebensphase wie der Pflegebedürftigkeit stark an Bedeutung.
Der erste Schritt ist getan, doch der Weg ist noch weit und so plant der Village e.V. bereits sein nächstes Projekt: dem Bau des 
Village-Hauses, ein Mietshaus mit Pflegeetage speziell für ältere Lesben, Schwule und (heterosexuellen) FreundInnen.
Weitere Informationen über den 
Village-Verein, 
die Village-Pflegeetage und das 
Village-Haus finden Sie unter: 
www.village-ev.deWeitere Informationen über das 
Pflegezentrum Haus Asta Nielsen, betrieben von der 
Pankower Heimverwaltung, finden Sie unter: 
www.haus-asta-nielsen.de